Wer war Paul Weise und warum wird sein Stolperstein beschädigt?
Borna, 20.05.2021 | Mit der Stolpersteinverlegung am 29. April 2021 in der Eisenbahnstr. 2 in Geithain sollte das Erinnerungsprojekt der Schüler/-innen der Klasse 9b der Paul-Günther-Oberschule Geithain offiziell beendet werden. Dass sie in den folgenden 4 Wochen noch drei Mal zum Ort der Verlegung zurückkehren müssen, um die Beschädigungen des Gedenksteins zu säubern, stellt sie vor die Frage: Ist die Tat rechtsmotiviert oder nur ein Dummer-Jungen-Streich?
Egal, welches Motiv dahintersteckt – offensichtlich stört sich jemand an dem Gedenksymbol an die Verbrechen des NS-Regimes in Geithain. In den letzten Jahren wurden 100 Stolpersteine in Bad Lausick, Borna, Colditz, Frohburg (mit einer Stolperschwelle), Wurzen, Grimma, Groitzsch, Großpösna, Markkleeberg, Markranstädt, Naunhof und Geithain verlegt und es werden hoffentlich noch mehr.
Gefördert wurde das Gedenkprojekt in Geithain 2020 von der Lokalen Partnerschaft für Demokratie, dessen Begleitausschuss sich auf Grund der aktuellen Vorkommnisse bestürzt, jedoch auch entschlossen zeigt: „Man zweifle an der Menschlichkeit der Verursacher.“ summiert Ines Lüpfert, stellvertretende Vorsitzende des Gremiums und 2. Beigeordnete des Landkreises Leipzig die Vorfälle. „Hinter jedem Stolperstein steht das Schicksal eines Menschen und seiner Familie – die Verlegung der Stolpersteine soll an diese Opfer erinnern. Sie zu beschädigen, bedeutet Verleumdung der Geschichte. Diese traurige Erkenntnis bestärkt uns darin, auch zukünftig junge Menschen bei der historischen Aufarbeitung der NS-Zeit zu begleiten. Wer sich mit der konkreten Geschichte der Familie befasst hat, kommt nicht auf die Idee, das Gedenken an diese Menschen zu beschädigen.“
Und das passiert an dieser Stelle: „Auch die Verwandten von Paul Weise, die in unmittelbarer Nähe zum Gedenkstein wohnen, bekommen es ja immer wieder mit. Das ist ein schlechtes Aushängeschild für Geithain.“ fasst Frau Biringer, Klassenlehrerin der 9a zusammen. Die Schüler/-Innen der Projektklasse haben nun die Patenschaft für den Stolperstein übernommen und schauen regelmäßig nach dem rechten. Sogar auf dem Weg zum Fußballtraining fährt ein Schüler vorbei. Auch am Montag, dem 24. Mai 2021 um 16 Uhr, treffen sich die Schüler/-Innen der Paul-Günther-Oberschule, um auf einer kleinen Runde durch Geithain Stolpersteine zu putzen.
„Wir müssen weiter intensiv an der Stärkung einer demokratischen Kultur im Landkreis arbeiten.“ so Martina Glass vom Netzwerk für Demokratische Kultur aus Wurzen. Es braucht Menschen, die sie leben, sie erhalten und gestalten. Informationen zum Gedenkprojekt in Geithain und alle Fördermöglichkeiten auf dieser Seite.de.
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